Die häufigste Frage, die ich im Moment gestellt bekomme ist, warum wir ausgewandert sind und wieviel unsere Auswanderung mit Corona zu tun hatte.
Erstmalig haben Olli und ich, über das Thema Auswandern im Juni 2019 gesprochen. Damals waren wir mit unseren Kindern für einen längeren Zeitraum auf Mallorca. Das mediterrane Klima, die Fröhlichkeit und Offenheit der Menschen, der entschleunigte Lebensstil - all das gefiel uns äußerst gut und wir fingen an, das Thema Auswanderung zu intensivieren: Was ist für unsere Kinder das Richtige? Was können wir beruflich verändern? Was ist mit unseren Eltern bzw. den Großeltern der Kinder? Wie steht es um eine ordentliche Schulbildung? Wo können wir sicher leben?
Zu viele offene Fragen, eine große Portion Angst und zu viel Respekt vor dieser kompletten Veränderung - für den ersten Moment legten wir die Idee erstmal wieder auf Eis.
Als es im März 2020 mit Corona los ging, erste Lockdowns beschlossen wurden, Schulen und Kitas geschlossen wurden und es sich nach und nach immer mehr abzeichnete, dass Deutschland Vorreiter Nummer 1 in Sachen Beschränkung der Grundrechte, Homeschooling und Durchsetzung der Corona Regelungen war, war es Olli der auf mich zu kam und meinte, wir sollten den Gedanken und die Idee doch noch einmal vertiefen. Wir litten beide unter den Bedingungen & Einschränkungen und waren uns schnell einig, dass dies für uns genau der richtige Zeitpunkt war, um unsere Komfortzonen zu verlassen und die Auswanderung in Angriff zu nehmen.
Was ich heute – 8 Monate später – auf jeden Fall sagen kann: Es hat sich gelohnt & ich bin sehr froh, dass wir diesen Schritt gegangen sind!
Ich habe erst im Nachgang gemerkt, wie sehr mich einige Situationen In Deutschland, völlig unabhängig von Corona, wirklich mürbe & müde gemacht haben und wieviel Kraft sie mich gekostet haben.
Zwei Beispiele: Ich hatte in Deutschland jahrelang eine ständig unterschwellige Angst um meine Kinder, wollte sie nicht mehr allein im dunkeln Fahrrad fahren lassen, geschweige denn hatte ich ein gutes & sicheres Gefühl, wenn Sie einfach so draußen ‚abhingen‘. In der Schule kam es immer wieder zu Übergriffen, von denen mir die Kinder erzählten. Aggressive Kinder, gegen die selbst die Lehrer nichts mehr tun konnten. Die Hälfte der Klasse sprach kaum noch unsere Landessprache & die immer stärker werdende Kriminalität wurde von uns so hingenommen und gebilligt. Auch ich habe diese ständigen Ängste um meine Kinder einfach hingenommen.
In den ersten Wochen in Kroatien erlebte ich für mich persönlich, einen kompletten Umschwung. Die Kinder spielten gemeinsam, völlig unbeschwert, bis in die späten Abendstunden auf den Straßen. Lena kam nach Ihrer ersten kroatischen Schulwoche nach Hause und schwärmte von so großem gegenseitigem Respekt zwischen Ihren Schulfreunden und den Lehrer/innen gegenüber. Alle würden so gut hören, seien so freundlich und niemand wäre respektlos. Als einzige ‚Ausländerin‘ in ihrer Klasse, wollte sie ganz schnell die Sprache lernen, damit sie mit den anderen ordentlich reden könne.
Es war auf einmal wieder unbeschwerter & sorgenfreier. Ich hatte das Gefühl, dass meine Kinder wieder sicher waren. Es ist schwer in Worte zu fassen und wahrscheinlich schwer nachzuvollziehen, wenn man es nicht selbst erlebt hat.
Und die zweite Sache war die Sache mit dem Wetter. Wer Hamburg kennt, weiß das es dort viel regnet und die Stadt für ‚Schmuddelwetter‘ bekannt ist. In meinem letzten Jahr in Deutschland bin ich so häufig aufgewacht, habe aus dem Fenster geguckt und gedacht: ‚Schon wieder alles grau’. Ich hatte ständig das Gefühl, das es gar nicht mehr richtig hell wurde. Tagelang nur regen und eine graue Wolkendecke am Himmel – ich habe es die ‚Schlecht – Wetter – Depression genannt.‘
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Angekommen in Kroatien trugen Olli und ich, die ersten Wochen ständig unsere Sonnenbrillen. Es war auf einmal alles so hell und so lichtdurchflutet! Mir war bis dato nicht bewusst, wie gut die Sonne & das Licht mir tat, wie wichtig sie für meinen Seelenfrieden war und wie sehr mich das ständige grau in grau runtergezogen hatte.
Heute erfreue ich mich (fast) jeden Tag an diesem wunderbaren, für mich heilendem Licht. Natürlich regnet und windet es auch hier. Aber das Licht ist einfach ein anderes.
Und dann war da noch Corona - Es schnürte mir die Kehle zu, als ich relativ früh realisierte, wie sie mit unseren Kindern in Sachen Corona in Deutschland umgingen. Monatelange Schulschließungen, pedantes Maskentragen selbst im Sportunterricht, ständiges testen an Schulen, Kita & auf Kindergeburtstagen und das für mich Wichtigste: Kein Raum für freies Denken. Das wollte und will ich nicht für meine Kinder.
Wie ihr lesen könnt, waren es mehrere Gründe, die in unsere Entscheidung mit reinspielten und die uns antrieben, die Auswanderung im Jahr 2021 durchzuziehen. Es hat eine große Menge Mut gebraucht, sehr viel Selbstüberzeugung und wir hatten sehr viel Glück. Dafür bin ich sehr dankbar und weiß dies zu schätzen. Ich kann niemanden raten auszuwandern – kann aber auch niemanden davon abraten. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Wichtig ist, auf sein Herz zu hören und Ängste, Gedanken und Wünsche zuzulassen und Mut zu haben - egal welche Entscheidung ihr am Ende für euch trefft.