Heute geht es um ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt und zu dem ich eigentlich schon im letzten Jahr etwas sagen wollte. Jetzt denke ich, dass das Thema nicht länger warten kann und es an der Zeit ist, offen darüber zu sprechen.
Viele von euch wissen, dass meine Familie und ich nie Urlauber in Kroatien waren, sondern dass ich das Land vor der Auswanderung nur für meine Familie “gecheckt” habe. Obwohl es für viele ungewöhnlich erscheint, in ein Land auszuwandern, in dem man noch nie war, war es für uns genau das Richtige. Denn wir waren nie in dieser Zwischenwelt “Urlaub vs. Alltag” gefangen, sondern für uns ging es sofort eiskalt in den Alltag. Wenn ich aber heute, wie in den Jahren zuvor, die Touristen mit ihrem Verhalten sehe, dann wird mir ganz anders.
Liebe Urlauber, wir wissen alle, dass Kroatien vom Tourismus lebt und vor allem die Hauptsaison die wirtschaftlich wichtigste Zeit für das Land, aber auch für viele kroatische Familien und Arbeitskräfte ist. Dementsprechend richtet sich das ganze Land, insbesondere an der Küste, auf euch Touristen aus. Mit einem super Service, Freundlichkeit und in den meisten Fällen sehr viel Engagement. So oft wird doch vor allem die Gastfreundschaft und Höflichkeit der Kroaten geschätzt. Dass Kroatien in gewisser Weise vom Tourismus abhängig ist, bedeutet aber bei Weitem nicht, dass Urlauber einen Freifahrtschein haben und sich alles erlauben dürfen. Respekt beruht auf Gegenseitigkeit.
Als Urlauber seid ihr Gäste in Kroatien, so wie ich als Auswanderin. Und als solche solltet ihr den Kroaten und dem ganzen Land mit Respekt und Wertschätzung begegnen. Verhaltet euch zumindest so, wie ihr es auch in eurem eigenen Land tun würdet, egal ob ihr aus Deutschland, Österreich, der Schweiz oder einem anderen Land kommt.
Ich möchte ein Beispiel nennen: Direkt bei uns am Strand in Sumpetar gibt es ein sehr schönes, familiengeführtes Restaurant, das Posejdon, das auch nur in den Sommermonaten von ca. Mitte Mai bis Anfang September geöffnet hat. Mit einem fantastischen Blick auf das Meer und einer freundlichen Bedienung ist das Restaurant wirklich ein guter Tipp. Die Kinder der Familie studieren das ganze Jahr über und kommen für die Saison nach Hause, um sich täglich um das Wohl der Gäste zu kümmern. In ordentlicher Kleidung und mit viel Herz. Doch immer, wenn ich vorbeikomme oder selbst dort esse, sitzt mindestens eine Person mit nacktem Oberkörper oder in einer Badehose und noch nass vom Baden in der Konoba. Meistens auch völlig verschwitzt oder mit Sonnencreme verschmiert. Und jetzt frage ich dich, würdest du zu Hause auch so zu deinem Lieblingsitaliener gehen? Wenn du jetzt denkst, das ist aber eine Konoba am Meer und damit eine ganz andere Sache... Wie wäre es dann mit einem Besuch im Cafè an der Isar? Warst du da schon mal oben ohne?
Ich finde das nicht fair gegenüber den Familien und dem Personal, die sich um die Gäste kümmern, ihnen einen schönen Abend und gutes Essen bereiten wollen und sich viel Mühe geben. Ja, du bezahlst für deine Unterkunft, für Getränke, Essen und Eis am Strand und wie wir wissen, steigen auch hier die Preise immer mehr. Das bedeutet aber nicht, dass respektvolles und wertschätzendes Verhalten überflüssig wird...
Leider fällt nicht nur mir auf, dass sich Urlauber immer öfter daneben benehmen. Ich kenne viele Einheimische aus verschiedenen Branchen und an unterschiedlichen Orten. Kürzlich habe ich mich mit zwei Kellnern unterhalten, die mir erzählten, dass die Touristen vor ein paar Jahren noch kleine Worte wie “dobar dan” oder “hvala” gesagt haben. Ob richtig ausgesprochen oder nicht, es zeigte den Kellnern, dass ihr Land, ihre Sprache und ihre Kultur geschätzt wurden. Heute dagegen versucht das kaum ein Tourist. Stattdessen wird stur die eigene Sprache gesprochen, egal ob Deutsch, Spanisch, Italienisch oder Französisch. Gerne auch mit Dialekt und in einem Tempo, das für jeden Nicht-Muttersprachler viel zu schnell ist. Und doch: Kroaten, die im Tourismus oder in der Gastronomie arbeiten, beherrschen oft viele dieser Sprachen und lassen sich darauf ein. Aber wäre es nicht schön, wenn auch sie einmal ein “Hvala” hören würden?
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Ein anderes Beispiel kommt direkt aus unserer Nachbarschaft. Wir wohnen auf einem Hügel, umgeben von vielen Familien mit Kindern, die morgens zur Schule müssen. Natürlich gibt es auch viele Ferienwohnungen und -häuser, so dass im Sommer Einheimische und Touristen in unmittelbarer Nähe wohnen. Nun ist es in den letzten Tagen häufiger vorgekommen, dass junge Erwachsene, die eine Villa gemietet haben, bis 2 oder 3 Uhr morgens grölend und mit Bierflaschen in der Hand durch die Straßen unseres Wohngebietes gezogen sind. Ich verstehe, dass man im Urlaub feiern will, aber dann bitte in der Unterkunft oder in den Discos und Bars der Stadt.
Die Kroaten selbst lieben es zu feiern und je nach Anlass kann das auch mitten in der Woche sein, wenn zum Beispiel die Geburt eines Kindes gefeiert wird. Mit Gesang, Live-Musik und guter Laune geht es dann schon mal lauter zu. Aber spätestens um 23 Uhr wird die Musik leiser gedreht, damit Anwohner und Kinder nicht gestört werden.
Wer im Urlaub bis spät in die Nacht feiern möchte, findet am Ballermann oder am Goldstrand sicher einen guten Platz dafür. Aber wenn man seinen Urlaub inmitten von Anwohnern verbringt, sollte man auch auf diese Rücksicht nehmen, denn während der Urlaub für euch nur ein paar Tage dauert, leben die Einheimischen mehrere Monate unter Touristen.
Ich könnte diesen Brief noch endlos fortsetzen, denn wir erleben solche oder ähnliche Dinge jede Saison. Letztes Jahr zum Beispiel haben sich junge Schweizer vor unserer Haustür direkt auf unserem Grundstück geprügelt, weil sie zu viel Alkohol getrunken hatten. Und das, liebe Touristen, hat mit Respekt und Anstand wirklich nichts mehr zu tun.
Wer in Deutschland lebt, sagt oft, dass sich Zuwanderer anpassen und benehmen müssen. Warum gilt das anscheinend nicht für euch als Urlauber in anderen Ländern? Ich bitte euch, liebe Urlauber, respektiert das Land sowie die Menschen und werdet wieder etwas sensibler, wie man sich als Gast benimmt. Das gilt für Kroatien, aber auch für jedes andere Land.
Das Thema beschäftigt mich, wie gesagt, schon seit letztem Jahr.
Ich liebe das Land und ich lebe sehr gerne hier, aber ich kann und will nicht akzeptieren, wie unmöglich sich die Menschen manchmal verhalten.
Deshalb, liebe Touristen: Behandelt das Land, die Einheimischen und auch die Natur mit Respekt. Seid freundlich, überlegt euch, welche Kleidung angemessen ist und nehmt euren Müll mit und lasst ihn nicht am Strand liegen. So können wir als Einheimische und Touristen gemeinsam einen schönen und angenehmen Sommer genießen, der von Respekt und Achtung geprägt ist.
Und an alle Touristen, die sich bereits so verhalten: DANKE dafür!
Eure Franzi