Was hat sich durch den Beitritt Kroatiens in die EU auf dem Immobilienmarkt verschlechtert oder verbessert?
LT/ Fangen wir an mit einem volkswirtschaftlichen Exkurs. Die makroökonomische Entwicklung Kroatiens passt sich den wirtschaftspolitischen Entscheidungen der Europäischen Union an, geopolitisch spielt hier der große Wirtschaftstreiber „Tourismus“ eine entscheidende Rolle, die dem Land beträchtliche Mehreinnahmen beschert. Dieser Umstand wurde nicht nur erkannt, sondern wird laufend hoch skaliert. In einem Staat mit einer niedrigen Landesbevölkerung sind Branchenerfolge planbarer als in Ländern mit signifikant höheren Bevölkerungsdichten. Diese wirtschaftliche Stimulation des Hauptwirtschaftsstandbein (Tourismus) beflügelt die kroatische Landeswirtschaft. Handfeste Zahlen liefern u.a. Studien der Kroatischen Bundesbank. Eine weitere Komponente ist die Bestrebung der Europäischen Währungsunion beizutreten.
Was ist in anderen EU-Beitrittsländern nach Euroeinführung passiert?
„Euro gleich Teuro“, unter anderem haben sich Immobilienpreise um 15-30% im Einführungsjahr verteuert. Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit wird sich dies auch in ähnlichen Zügen in Kroatien widerspiegeln. Gründe sind eine Komposition aufeinanderfolgender Mechanismen. Euroeinführung bedeutet, dass Kroatien ein neues internationales Rating bekommen wird (Ratingagenturen: Standard & Poors, Moodys, etc.)
Dies hebt Kroatien auf ein sogenanntes investables Rankingniveau, welches relevant für Institutionelle Anleger und Banken ist. Sprichwörtlich haben Banken es somit einfacher im kroatischen Marktgefüge zu agieren und zu investieren.
Durch diese neuen Geldflüsse besteht eine Wahrscheinlichkeit, dass die kroatischen Immobilienpreise steigen.
Die zweite wichtige Erkenntnis wäre im Falle Kroatiens eine sozialökonomische Haltung, die sich in den letzten 15-20 Jahren entwickelt hat. Wenn wir die Historie Kroatiens näher betrachten, ein Land, welches aus dem Krieg kommt und sich erfolgreich in Richtung westlicher Lebenskultur entwickelt, verändert sich nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch und in sozialen Grundsätzen. Ich behaupte mit Erfolg. Die Mentalität einen nachhaltigen Change Prozess zu gewehrleisten hat Kroatien meines Erachtens herausragend geregelt. Viele Grundsatzfragen und Entscheidungen bauen erkennbar aufeinander auf, es werden branchenübergreifende Synergie-Effekte genutzt und Probleme nicht nur erkannt, sondern auch nachhaltig und erfolgreich gelöst.
Fazit: Kroatien ist einer der Musterschüler der EU geworden und wirtschaftliche Anstrengungen fruchten. Dadurch steigt die allgemeine Nachfrage für Ferienimmobilien. Die sinnbildliche touristische Pflanze trägt von Session zu Session immer reifere und größere Früchte. Diese Landeswirtschaftlichen Erfolge, lassen sich zwar selten eins zu eins auf den privatwirtschaftlichen Sektor übertragen, dennoch läuft beides 21/22 positiv.
Was ist deine persönliche Prognose für den kroatischen Immobilienmarkt?
LT/ Ich möchte kurz erläutern, warum ich wenige Zahlen nennen kann und möchte. Denn diese Frage bekomme ich oft gestellt.
Es gibt schlichtweg keine Marktforschungsinstitute oder staatliche Fakultäten, die innerkroatische Erhebungen zu Immobilienlagen durchführen. Wir als „Makler in den Kinderschuhen“, treiben sondergleiche Projekte voran, um eine gewisse Klarheit zu schaffen. Für den Kauf von Immobilien sind Zahlen, Daten und Fakten, entscheidungsweisend. Ich berichte in Interviews stets von persönlichen Erfahrungen, die lediglich als Anregung gedacht sein sollen, sich ein eigenes Bild zu machen.
Kommen wir nun zur Frage: Wenn die Investitionsbestrebungen seitens EU und Big Playern im geplanten Maaß weiterlaufen und keine exogenen Faktoren zu einer rückläufigen Marktentwicklung beitragen, sehe ich den Immobilienmarkt positiv bis 2025. Wir verzeichneten überdurchschnittliche Wachstumsraten von bis zu 9% p.a., in einzelnen Lagen auch durchaus schon gesunde zweistellige Wachstumszahlen. Dieses Marktniveau hat potential und Luft nach oben. Eine Eventualität, bestünde zu anderen innereuropäischen Hotspot-Destinationen aufzuschließen in Fragen Qualität, Preisleistung und Angebotsdiversität. Ein weiterer Indikator, von dem man ableiten kann, ist die Hotellerie. Diese entwickelt sich in Kroatien tatsächlich aus verschiedenen saisonal bedingten Grundlagen eher mäßig im Verhältnis zur Immobilienbranche.
Beenden möchte ich dieses Interview mit einem klaren Appell an alle die Kroatien als eine Investmentchance sehen. Für eine Investitionsentscheidung, sind letzten Endes Sie verantwortlich und wir befinden uns außerhalb Deutschlands. Andre Kulturen, andere Sprachen, andere Gebräuche, andere Art und Weisen zu Leben und „Das Leben“ zu verstehen. Wenn Sie nicht offen für etwas komplett Neues sind und kein Problem haben sich auf Neues einzulassen und Ihre bisherigen Erwartungsansprüche verändern können, rate ich Ihnen von einem Investment in Kroatien ab.
Die Kroaten sind ein bewundernswerte und vor allem respektvolle Nation, die historisch viele Seitenhiebe einstecken mussten. Sie sind in Kroatien dennoch fremd, haben Sie Geduld und Verständnis füreinander und Ihnen steht i.d.R. Tür und Tor offen. Beharren Sie aber auf Ihrem deutschen Lebensmodell ohne Rücksicht für kroatische Herangehensweisen und Gepflogenheiten, werden Sie es zunehmend schwer haben.
Erfolg und Misserfolg liegt in Ihren Händen.
Vielen Dank für das Interview! Habt Ihr Fragen an Leon Tonn? Schreibt Sie gerne hier in die Kommentare!