Als Olli und ich im Mai 2021 den Entschluss gefasst haben, nach Kroatien auszuwandern, war uns sofort klar: jetzt müssen wir schnell sein. Für die Zwillinge stand nach den Sommerferien der Wechsel in die Vorschule an und Lena sollte nach den Sommerferien in die 5. Klasse eingeschult werden. Wir wollten mit der Auswanderung keine zusätzliche Bruchstelle im Leben unserer Kinder herbeiführen, sondern den Schulwechsel der Kinder hierfür nutzen. In Kroatien startet das neue Schuljahr im September. Damit war klar: wir hatten nur vier Monate Zeit, unsere Idee in die Tat umzusetzen.
War es gut, dass wir so wenig Zeit hatten? Ich weiß es nicht. Die Tatsache, dass wir wenig Zeit hatten, hat uns davor bewahrt, zu viel nachzudenken und uns dadurch zu blockieren. Ich habe mittlerweile mit vielen Auswanderern gesprochen und auch mit Menschen, die sich bewusst gegen eine Auswanderung entschieden haben. Wir waren uns alle darüber einig, dass das Wichtigste ist, dass du nicht in der Tür stehen bleibst. Du kannst dich für eine Auswanderung entscheiden, Du kannst dich dagegen entscheiden. Aber du darfst nicht im Türrahmen stehen bleiben. Weil dann für die Familie alles blockiert ist. Gerade wenn du Kinder hast, musst du voraus gehen und so tun als hättest du einen Plan, selbst wenn du den nicht immer hast. Aber, wenn man ehrlich ist, tust du das auch, wenn du mit den Kindern im Schwarzwald eine Wanderung machst, die du noch nie selber gemacht hast. Es gibt viele Situationen, in denen wir den Kindern Sicherheit vermitteln, obwohl wir sie selber gerade nicht wirklich haben.
Die Kinder vertrauen uns. Sie lieben uns. Sie folgen uns an jeden Ort der Welt. Dieses bedingungslose Vertrauen nicht zu enttäuschen, war für Olli und mich die höchste Maxime bei der Planung unserer Auswanderung. Ich kann nicht zählen, wie häufig wir miteinander diskutiert haben, ob wir den Kindern die Heimat nehmen, wenn wir nach Kroatien auswandern. Ob wir das überhaupt dürfen. Diese Frage haben wir nicht entschieden. Sie ist auch gar nicht von uns zu entscheiden.
Es sind die Kinder, die später, wenn sie groß sind, darüber entscheiden werden. Und möglicherweise werden sie auch ganz unterschiedlich darüber entscheiden. So gesehen war es gut, dass wir nur vier Monate Zeit für die Auswanderung hatten. Die moralischen Fragen haben uns bewegt – aber nicht blockiert. Wir mussten Handeln. Olli und ich sind immer schon als Paar schnell, umsetzungsstark und gut organisiert. Ich habe nicht den Eindruck, dass wir Deutschland mit wehenden Fahnen verlassen haben. Das liegt aber auch daran, dass uns das praktische Handeln immer wieder geholfen hat, wenn uns zwischendurch die Angst vor der eigenen Courage beschlich.
Stück für Stück haben Olli und ich die Checkliste abgearbeitet. Zu jedem Schritt in Deutschland gab es einen passenden Schritt in Kroatien: Die Abmeldung in Deutschland ging mit der Anmeldung in Kroatien einher. Die Kündigung der Krankenkasse in Deutschland ging mit dem Abschluss einer Krankenversicherung für uns in Kroatien einher. Der Hausverkauf in Deutschland ermöglichte den Hauskauf in Kroatien. Wenn einer von uns kalte Füße hatte, war es glücklicherweise häufig so, dass der andere in dem Moment gerade leichtfüßig unterwegs war. Ein Umzugsunternehmen war schnell gefunden und auch Schule und Kita waren als einer der wichtigsten Punkte relativ schnell geklärt. Zumindest bei uns.
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Jeder hat ja eine andere Schwelle, an der er sich schwertut. Aus Gesprächen mit anderen Auswanderern weiß ich, dass es bei vielen die Schule ist. Bei mir war es der Moment, an dem ich die Verkaufsanzeige für unser Haus in Hamburg bei Immoscout hochgeladen habe. Wir konnten nicht erstmal auswandern und gucken, ob es klappt, um dann nach ein paar Monaten in unser altes Haus zurückzukehren. Es gab keinen doppelten Boden und kein Auswandern mit Klipp hinter’m Rücken. Wir brauchten das Geld aus dem Hausverkauf für unseren Start in Kroatien. Mit dem Hochladen der Anzeige wurde mir klar: Jetzt sind wir den entscheidenden Schritt zu weit gegangen. Jetzt gibt es keinen Weg mehr zurück. Mit wackligen Knien ging ich zu Olli. Er hielt mich gefühlt eine Ewigkeit einfach nur ganz fest im Arm.
Am Tag der Hausübergabe in Deutschland ging unser Flieger nach Kroatien. Alle Schritte waren gegangen. Wir hatten keine Angst mehr. Es gab kein Zurück.