Viele denken, das Mindset eines Auswanderers sei es, mit leichtem Gepäck durchs Leben zu gehen und das Glück woanders zu suchen als im Haben von Dingen. Ich weiß nicht, ob das so stimmt. Mein erster Plan war das jedenfalls nicht. Wir hatten unser Haus in Hamburg erst vor zwei Jahren bezogen, all unsere Möbel waren noch neu, hochwertig und mit Liebe ausgewählt. Warum sollten wir sie zurücklassen und in Kroatien nochmal von vorne anfangen? Mein erster Plan war ganz klar, das gesamte Hab und Gut aus unserem 250m² Haus mit nach Kroatien nehmen. Ich konnte mir nicht ansatzweise vorstellen, wo das Problem sein sollte. Ich bin echt schon häufig in meinem Leben umgezogen. Die Umzüge waren meistens innerhalb Hamburgs gewesen. Manchmal nur ein paar Straßen weiter. Und immer klebte am Umzugswagen der Schriftzug „Europaweit“.
Unter anderem war ich im Rahmen meiner früheren Umzüge war auch mal mit Hertling umgezogen. Ich erinnerte mich, dass der Umzug gut geklappt hatte. Also rief ich die als erstes an. „Kroatien? Machen wir nicht!“ wurde ich freundlich abgewiesen. Ich blieb entspannt. Es gab ja noch Zapf, Sellenthin & Fuhrmann Umzüge. Einen nach dem anderen rief ich an. Einer nach dem anderen lehnte einen Umzug nach Kroatien ab. Ich telefonierte tapfer auch noch die kleinen Umzugsunternehmen ab. Aber auch von denen kassierte ich eine Absage nach der nächsten. Ich habe nicht einmal im Nachhinein nicht herausfinden können, ob die Absagen an Corona oder an Kroatien konkret lagen. Aber ich erinnere mich an den Druck, der sich in mir aufbaute. In meinem letzten Beitrag habe ich noch leichtfüßig behauptet „Ein Umzugsunternehmen war schnell gefunden“. Beim Schreiben dieses Berichts ertappe ich mich selbst dabei, dass man im Rückblick die ein oder andere Schwierigkeit vergisst. Tatsächlich habe ich mich durch einen Dschungel von Transportunternehmen gekämpft, nachts in unzähligen Auswanderer-Gruppen nach Anregungen gesucht, wie andere es machen und mich schlecht gefühlt, keine Lösung zu finden.
Erneut war es Olli, der mir mit seiner ruhigen, klaren Art aus dem Tal half. „Was ist, wenn wir weniger mitnehmen?“ fragte er ganz trocken. Binnen eines Tages hatte er Beckmann Transporte gefunden, die uns versprachen, kurzfristige 30 Umzugskisten plus ein paar Kleinmöbel zu transportieren. Wenn ich schreibe „transportieren“, dann meine ich auch „transportieren“! Bis heute habe ich kein Umzugsunternehmen gefunden, das deine Gläser liebevoll in Kisten verpackt, deine Möbel ohne Kratzer auf den LKW verlädt und in deiner neuen Bleibe in Kroatien die Regale andübelt. Aber der reine Transport – das funktioniert. Grundsätzlich kann man Transporte mit Zipmend machen. Wir haben uns für Beckmann Transporte entschieden. Zum einen waren sie etwas günstiger, vor allem waren sie uns auf der persönlichen Ebene noch sympathischer. Die Entscheidung habe ich nicht einen Tag bereut. Die Absprachen und der Transport liefen super. Allerdings musst du das Auf- und Abladen selber organisieren. In Hamburg haben uns dabei Freunde geholfen, in Kroatien haben wir das alleine gemacht. Aber bevor wir irgendwas auf- und abladen konnten, mussten die Kisten natürlich erstmal gepackt werden.
Aufgrund der Entscheidung, nur 30 Kisten mitzunehmen, war bei mir schnelles Umdenken gefragt. Musste ich vorher eine Lösung finden, wie alles nach Kroatien kommt, ging es plötzlich darum, eine Lösung für all das finden, was nicht mit nach Kroatien kommt. Das war erstens eine Menge und zweitens lief die Zeit. Keine Möglichkeit, Knoblauchpresse, Kartoffelschäler und Pfannenwender über ebay Kleinanzeigen zu inserieren und vier Wochen abzuwarten, bis sich ein Käufer fand, der den Abholtermin zwei Mal verschiebt und beim Abholen leider gerade nur 2€ statt der vereinbarten 3€ dabei hat. Dinge in Deutschland einzulagern, kam für Olli und mich nicht in Frage. Wir wussten genau, dass es uns belasten würde, in Kroatien zu sitzen und zu wissen, dass irgendwo in Deutschland noch Kisten stehen, deren Inhalt man nach spätestens zwei Wochen vergessen hat. Glücklicherweise waren wir noch mitten in den Verkaufsverhandlungen für unser Haus in Hamburg und so änderte ich meine Verkaufsstrategie: Ich bot das Haus den Interessenten „mit Pütt un Pann“ an. In anderen Ländern gang und gäbe ist es in Deutschland ja eher ungewöhnlich, ein Haus mit allem drum und dran zu verkaufen. Kann ich aber empfehlen. Wir hatten diverse Interessenten und auch im Nachhinein sind sowohl wir als auch die Käufer unseres Hauses damit glücklich geworden.
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Von unseren Möbeln haben wir nur 8 Stühle, einen Tisch, einen Sessel und den Fernseher mitgenommen. Für Fussel packte ich den Hundekorb und den Napf ein. Glücklicherweise ist er in puncto Fressen total unkompliziert, so dass ich keine Umzugskisten für Großpackungen Hundefutter hergeben musste. Ich selbst bin leider nicht ganz so unkompliziert wie unser Hund. Zumindest, wenn es um das Thema Gin geht. Über die Jahre hatte ich mir eine kleine Sammlung aufgebaut, von der ich mich nicht trennen konnte.
Und in der Tat bin ich angesichts der unglaublich schönen Sonnenuntergänge, mit denen wir hier zahlreich beschenkt werden, sehr dankbar, dass wir diese Sammlung mitgenommen haben. Jeder von uns hat ja dieses Lebensmittelregal, in dem passierte Tomaten, unethische Thunfischdosen und an den letzten Urlaub erinnernde Oliven mit Zitronenfüllung lagern – wenn es mal schnell gehen muss, spontan Gäste kommen oder der Weg zum Supermarkt mal wieder zu weit war. Diese haltbaren Lebensmittel haben wir in große IKEA-Tüten gepackt und zur Tafel gebracht. Die haben sich drüber gefreut. Und wir auch.
Kopfschmerzen bereitete es mir, den Kindern sagen zu müssen, dass jeder nur zwei Umzugskisten mitnehmen kann. Aber die Drei überraschten mich mit einer unglaublichen Klarheit: „Til muss aber alle seine Autos mitnehmen!“ setzten sich seine Schwestern sofort für ihn ein. „Und jeder muss seine Erinnerungskiste mitnehmen!“ Jedes meiner Kinder hat so eine Kiste, in der alles gesammelt wird, was wichtig ist: Fotos von Freundinnen, Muscheln vom Ostseestrand, Geburtsbändchen. Tils Autos und die drei Erinnerungskisten der Kinder füllten insgesamt zwei Umzugskisten. Blieben noch vier übrig. Die Fotoalben und Freundebücher der Kinder mussten natürlich auch mit. Aber jetzt wurde es kniffelig. Da waren noch die Puppen, der heißgeliebte Puppenwagen von Fee, die Unmengen von Playmobil. Und Lego natürlich. Um von dieser schweren Entscheidung abzulenken, bot ich den Kindern zunächst an, dass wir die Remember Spiele mitnehmen können. Und zwar zum Spielen! Bisher waren die Spiele bei uns nur als Deko-Objekte zum Einsatz gekommen. Die Kinder waren begeistert! Und dann fielen auch die weiteren Entscheidungen sehr schnell. Fee war ganz klar: „Ich brauch sonst nichts. Hauptsache, ich hab Musik und kann tanzen!“ Lena, die so gerne näht, bat darum, dass wir ihre Nähmaschine mitnehmen. Und dann schlug sie noch vor, das gesamte Lego mitzunehmen. „Da können alle mit spielen!“ war ihr wichtig. Alle waren einverstanden. Wir verpackten das Lego in bunte Duplo-Kisten und ließen alles andere Spielzeug in Deutschland zurück.
Ob die Kinder etwas vermissen? Nein. Ich glaube kein Spielzeug. Einzig bei Mogli, unserem heißgeliebten, dicken Kater, wird uns hin und wieder das Herz schwer. Er ist ein betagter Kater und es war klar, dass er die Hitze Kroatiens nicht vertragen würde. Wir konnten ihn bei einem Freund lassen und hören regelmäßig, dass er auch ohne uns glücklich durch die Gärten der Nachbarschaft streift.
Wenn man die Kinder fragt, wer die meisten der 30 Kisten belegt hat, sind sie sich einig: Mami! Man merkt, auch in meiner Familie herrschen noch Rollenklischees. Tatsächlich habe ich für mich nur ein paar Klamotten und meinen VAHA Spiegel mitgenommen. Die meisten Kisten gingen für die Küchensachen drauf. Wir nahmen Teller, Gläser, den Thermomix mit, damit wir gleich von Anfang an startklar sein konnten. Und meine Kinder ordnen das Küchenzeugs ganz klar der Mami zu! Ich arbeite dran… Olli wollte, abgesehen von seinen Klamotten, nur seine heißgeliebten Hanteln und einige Bilder vom Hamburger Hafen mitnehmen. Aufgehängt haben wir sie noch nicht…
Als wir alle Kisten gepackt und verladen hatten, waren wir frohen Mutes, alles eine Woche später in Kroatien wieder abladen und in unserem neuen Haus einräumen zu können. Aber alles kam anders als gedacht. Was dann folgte, waren sechs Wochen ohne zu Hause. Nichts war wie vorhergesagt. Wir mussten übergangsweise eine Wohnung beziehen, in der sich keiner von uns wirklich wohlgefühlt hat. Die Umzugskartons blieben unausgepackt. Fussel bekam eine Wolldecke und ein T-Shirt von mir als Körbchen. Und ich versuchte, ohne Meldeadresse meine Kinder in der Schule anzumelden. Doch davon erzähle ich Euch nächstes Mal!