Bevor ich über meine allgemeinen Erfahrungen mit der Schule in Kroatien berichte und darüber, ob es wirklich die richtige Entscheidung war, Til und Fee in die Ganztagsbetreuung zu schicken, möchte ich etwas über den Charakter meiner beiden Jüngsten erzählen. Til und Fee sind nämlich zum Teil sehr unterschiedlich und das hat auch Auswirkungen auf ihren Schulalltag und ihre Einstellung zu Noten.
Fee ist ein sehr kommunikatives Kind, das offen auf neue Kinder und Menschen zugeht. Es fällt ihr relativ leicht, neue Freundschaften zu schließen und sich in eine Gruppe zu integrieren. Til hingegen spielt gerne mal für sich und lebt manchmal in seiner eigenen Welt. Trotzdem hat auch Til inzwischen gute Freunde gefunden und beide gehen gerne zur Schule.
Fee und Til sind sehr schlaue Kinder, aber trotzdem hat Til von beiden Kindern mehr Schwierigkeiten in der Schule. Bevor ich euch erkläre, warum das so ist, möchte ich euch unsere Vorstellung von Schule und Lernen erklären, denn dann werdet ihr auch verstehen, warum Til die Schule im Allgemeinen manchmal schwerer fällt als anderen Kindern.
Mein Mann Oli und ich sind uns einig, dass es nicht nur die Schulbildung ist, die unsere Kinder prägt. Es sind vor allem auch die Erlebnisse in der Natur, im Haushalt, im Familienleben oder die Erfahrungen mit Gleichaltrigen. Wir schauen bei unseren Kindern nicht so sehr auf die Noten, denn was nützt ein Zeugnis mit Bestnoten, wenn sie am Ende nicht auf das richtige Leben vorbereitet sind? Uns ist es wichtig, dass sie Naturerfahrungen machen, die Waschmaschine bedienen können oder wissen, wie sie sich im Notfall selbst helfen können. Für meinen Mann und mich ist es in den letzten Jahren wichtiger geworden, dass unsere Kinder selbstständig denken können, als dass sie die besten Noten in der Schule haben.
Und genau da bekommt Til manchmal Schwierigkeiten in der Schule, denn er denkt oft "out of the box" und das ist nicht immer das, was das Schulsystem möchte. Er hinterfragt viele Dinge, möchte alles genau verstehen und unterscheidet sich dadurch oft von vielen anderen Kindern. Sein Lösungsweg ist nicht immer der vorgegebene und die Noten stehen für ihn nicht im Fokus, sondern das Verstehen der Dinge - auch, wenn es dadurch manchmal einfach länger dauert. Aber genau das finden wir toll, dass Til seinen eigenen Weg geht und selbstständig denkt.
Natürlich ist es aber auch so, dass die Lehrerin uns ab und zu sagt, dass noch mehr gelernt werden muss, weil Til eben nicht von sich aus auf diese Leistung fokussiert ist. Lesen, Schreiben und Rechnen sind selbstverständlich auch für uns sehr wichtig, weshalb wir das auch oft zusammen lernen. Lesen üben wir auf Deutsch und Kroatisch, denn teilweise verstehen die beiden noch nicht alle kroatischen Wörter. Damit sie den Spaß und die Freude am Lesen nicht verlieren, lesen wir daher gemeinsam deutschprachige Geschichten.
Eines vorweg: Alle drei Kinder haben sehr gute Zeugnisse und wir freuen uns sehr, dass ihnen der Start in der kroatischen Schule so gut gelungen ist.
Vor allem, weil Til in seinem eigenen Tempo lernt und viele Dinge anders angeht, sind wir sehr froh, dass wir uns damals für die Dorfschule entschieden haben. Wie kurzfristig damals die Entscheidung doch noch auf die Dorfschule fiel und wieso ich mich gegen die internationale Schule in Split entschieden habe, könnt ihr im Beitrag zur Schulsuche noch einmal nachlesen.
Vor kurzem hatte ich einen Elternsprechtag in der Schule, bei dem man ein Einzelgespräch mit der Lehrerin hat. Der Termin war kurz vor der Zeugnisausgabe und ich kannte schon viele Noten, weil mir die Kinder vorher davon erzählt hatten. Da beide Kinder durchweg gute Noten hatten, vermutete ich eine Art "Migrantenbonus" und fragte die Lehrerin, ob sie vielleicht etwas anders bewertet würden als die anderen Kinder. Denn obwohl Til im Schuljahr auch einmal eine 2 oder 1 im Test hatte (zur Erinnerung: eine 1 ist in Kroatien die schlechteste Note und eine 5 die beste Note), waren auch seine Zeugnisnoten sehr gut. Die Lehrerin hat mir erklärt, dass das keineswegs ein Bonus ist, sondern dass sie merkt, wie gut meine Kinder selbstständig lernen können und sich Dinge selbst erarbeiten und nicht nur stupide auswendig lernen. Und das versteht sie unter erfolgreichem Lernen. Mit ihrer Eigenständigkeit sind meine Kinder in der Klasse wohl ganz weit vorne.
Durch dieses Gespräch mit der Lehrerin ist mir noch einmal bewusst geworden, dass die Entscheidung für die Dorfschule genau die richtige war. Hier gibt es keinen extremen Leistungsdruck, der nur auf gute Noten ausgerichtet ist. Hier werden die Kinder wahrgenommen und in ihrer Selbstständigkeit gefördert.
Es gibt noch viele gute Gründe, warum die Dorfschule für uns ideal ist. Die Freunde der Kinder wohnen direkt um uns herum, sodass Lena sie im Sommer auch abends noch spontan draußen treffen kann. Außerdem ist der Schulweg kurz und die Kinder können gemeinsam zur Schule laufen. All das ist vor allem auch durch unseren Umzug in unser neues Haus noch einfacher geworden.
Wer meinen Blog schon länger verfolgt, weiß, dass ich vor der Einschulung lange überlegt habe, ob ich meine Kinder zur Ganztagsschule anmelden soll oder nicht. Die Entscheidung ist mir damals nicht leicht gefallen und ich finde es auch heute noch manchmal schade, dass wir nicht gemeinsam zu Mittag essen können. Aber es gibt einen wichtigen Grund, warum es vor allem für Fee und Til besser ist, dass sie in der Ganztagsschule sind. Denn dort machen sie gemeinsam mit Erziehern ihre Hausaufgaben und die können meinen Kindern einfach viel besser helfen als ich es aktuell könnte. Auch, wenn mein Kroatisch von Jahr zu Jahr besser wird, so ist die Hausaufgabenbetreuung noch schwierig. Ohne die Ganztagsschule müsste Lena ihren Geschwistern jeden Tag bei den Hausaufgaben helfen und das wollte ich Lena keinesfalls zumuten.
Unser Fazit nach dem ersten Schuljahr in Kroatien: den Kindern geht es gut, sie fühlen sich wohl und gehen gerne zur Schule. Auch wenn es manchmal holprig ist, so gibt es keine großen Schwierigkeiten in der Schule. Um euch einen noch besseren Eindruck vom ersten Schuljahr zu geben, werde ich demnächst ein kleines Interview mit Til und Fee führen. In der Zwischenzeit könnt ihr das Interview mit Lena zur Schule in Kroatien lesen.
Ihr habt Fragen an meine Kinder? Dann schreibt mir in den Kommentaren! Wir freuen uns auch über Empfehlungen für tolle deutschsprachige Lesebücher, damit wir fleißig üben können. 🙂
Ihr möchtet mehr über uns erfahren? Dann folgt uns gerne! 🙂
Schreibt mir gerne auch euer Feedback oder eure Gedanken zum Thema in die Kommentare!
Ich freue mich.
Das Thema Kroatisch lernen ist für viele Auswanderer und besonders für Auswandererfamilien ein großes Thema, das auch mit vielen Sorgen und Ängsten verbunden ist. Und ich muss zugeben, auch ich habe mir darüber im Vorfeld viele Gedanken gemacht, denn man möchte natürlich, dass die Kinder in der Schule und im neuen Land gut klar kommen. Deshalb erzähle ich euch heute, wie wir das Thema Kroatisch lernen angegangen sind.
Schon bevor wir ausgewandert sind, haben Lena und ich in Deutschland 3 Monate Kroatischunterricht bei einem sehr netten Rentner genommen. Er ist selbst Kroate und lebt in Hamburg. Von Montag bis Freitag kam er jeweils für 1,5 Stunden zu uns nach Hause.
Lenas Vorteil lag darin, dass sie durch das Beherrschen der Grammatik “nur noch” die Vokabeln lernen musste - und was eignet sich da besser als der Umgang mit anderen Kindern in der Schule? In kürzester Zeit konnte sich Lena sehr gut verständigen, sprechen und mit anderen Kindern unterhalten.Wer also die Möglichkeit hat, der sollte unbedingt versuchen, schon im Vorfeld Kroatisch zu lernen, zumindest die Grammatik.
Seitdem wir in Kroatien sind, habe ich selbst so gut wie gar nichts in Bezug auf das Sprachenlernen unternommen, Zwar habe ich ab und zu mit der Mondly App Vokabeln gelernt, aber ehrlich gesagt ganz wenig. Das liegt auch daran, dass ich geschäftlich sehr gut mit Englisch klar komme und mit meinen Kunden daher ausschließlich auf Englisch oder Deutsch spreche. Kurz gesagt: mir fehlte bisher einfach die Notwendigkeit, die kroatische Sprache können zu müssen.
Aber: schon vor der Auswanderung nach Kroatien habe ich gesagt, dass ich die Sprache definitiv lernen werde, denn wenn ich in ein anderes Land gehe, dann ist das für mich selbstverständlich. Das war zudem eines der Dinge, die mich in Deutschland am meisten gestört haben. Ich hatte den Eindruck, dass sehr viele Einwanderer und Migranten nicht daran interessiert waren, die deutsche Sprache zu lernen und sich der Kultur anzupassen.
Deshalb habe ich mir das Ziel gesetzt, innerhalb der ersten 5 Jahre in Kroatien so gut Kroatisch zu lernen, dass ich mich gut verständigen kann und die Sprache verstehe.
Kroatisch kann ich auch jetzt schon relativ gut verstehen, aber sprechen kann ich nur wenige Dinge, wie z.B. “Hallo”, “Tschüß”, “Wie geht’s dir?”, “Wir sehen uns morgen” und natürlich “einen Liter Weißwein bitte” - man muss Prioritäten setzen 😉
Jetzt, nach etwas über einem Jahr in Kroatien, habe ich das Sprachenlernen wieder in Angriff genommen und gehe nun 2x in der Woche nach Split zur Sprachschule. Dort habe ich 1,5 Stunden Unterricht. Und auch ich merke, so wie Lena damals, dass mir die 3 Monate Unterricht in Deutschland etwas gebracht haben. Dadurch, dass ich von den Fällen und der Grammatik schon einmal gehört habe und es damals täglich trainiert habe, hilft es mir jetzt extrem weiter. In der Sprachschule spreche ich mit meiner Lehrerin und Zuhause übe ich ab und zu, indem ich mich mit meinen Kindern unterhalte. Denn nicht nur Lena, sondern auch die Zwillinge sprechen mittlerweile gut kroatisch. Eines unterscheidet sie jedoch von Lena. Wenn ich die Zwillinge zum Beispiel frage, was “Bleistift” auf Kroatisch heißt, dann sagen sie, dass sie das nicht wissen. In der Schule benutzen sie das Wort jedoch und reagieren auch darauf. Ich vermute, dass sie mit ihren 6 Jahren noch anders denken und Sprachen lernen als Lena mit 11 Jahren. Die Zwillinge speichern das Wort anders ab bzw. übersetzen nicht 1:1 von einer Sprache in die andere. Lena hingegen kann mir jedes Wort direkt übersetzen oder die Satzbausteine benennen.
Daher für alle, die sich Sorgen um das Auswandern mit Kindern in Bezug auf die Sprache machen: es ist kein Problem! Meine Kinder sind alle drei sehr unterschiedlich, aber die Sprache ist für keines von ihnen ein Problem. Für mich selbst ist es dagegen sehr anstrengend, vor allem neben dem Beruf und der Freizeit mit den Kindern noch die Sprache zu lernen. Aber ich sehe das als eine Art Respekt gegenüber dem Land und den Menschen an, dass ich die Sprache lerne. Deshalb gebe ich jetzt Gas!
Bisher bin ich sehr zufrieden mit der Sprachschule in Split und wenn das so bleibt, dann werde ich euch demnächst mehr darüber erzählen und sie euch auch verlinken. Und sobald ich mehr Fortschritte gemacht habe, wird es vielleicht auch mal eine kleine Gesprächsrunde mit meinen Kindern auf Kroatisch geben. Aber dafür müsst ihr mir noch ein bisschen Zeit geben.
Was habt Ihr für Erfahrungen in Sachen Fremdsprache lernen gemacht? Habt Ihr Tipps, was man noch unterstützend zum Unterricht noch machen sollte?
Mein Buchtipp für die kroatische Grammatik:
Praktische Grammatik der kroatischen Sprache: Systematische Übersicht der kroatischen Sprache*
Kurze schöne Romane zum kroatisch lernen:
Die Mondly App - Mein Favorit zum Vokabeln lernen:
Lena’s erste kroatische Klassenreise – was für eine große Freude und Aufregung. Es wurde extra ein Kalender gebastelt, an dem jeden Tag ein Blatt abgerissen wurde - die Tage waren gezählt. 😊
Als es endlich so weit war, war der Koffer zwei Tage vorher fertig gepackt und die Aufregung so groß, dass nachts kaum noch geschlafen wurde. Montagmorgen 7:00 Uhr war Treffpunkt in Dugi Rat – Lenchen konnte gar nicht früh genug los und Mutti war stolz & wehmütig zugleich – sie werden so schnell groß und ich bin wirklich extrem stolz auf meine Kinder, weil ich genau in diesen Situationen immer wieder merke, wie gut Sie die Auswanderung mitmachen und dass die Entscheidung nach Kroatien auszuwandern, genau die richtige Entscheidung für uns war.
Ich habe ein kleines Interview mit Lena gemacht – lest selbst. Welchen Prominenten hat lena wohl auf der Raststätte getroffen?
Wohin ging es bei deiner ersten kroatischen Klassenreise?
Wir waren in Istrien – Pula mit allen vierten Klassen. Wir sind 5 Stunden dorthin gefahren, mit Pause.
Wo habt ihr gewohnt?
In einem schönen Hotel mit Pool in Pula. Es gab jeden Morgen Frühstücksbüfett – voll cool. 😊
Ich habe mir ein Zimmer mit meiner Freundin Marija geteilt. Wir hatten ziemlich viel Spaß. Es war toll so ein eigenes Hotelzimmer zu haben. Im Hotel waren auch ein paar österreichische Gäste. Das war spaßig, weil die ganz erstaunt waren, als ich mit Ihnen deutsch gesprochen habe.
Wie sah Euer Tag aus?
Wir sind morgens um 7:00 Uhr von den Jungs geweckt worden und um 8:15 Uhr gab es Frühstück. Nach dem Frühstück haben wir uns fertig gemacht und sind mit dem Bus zu den Ausflügen gestartet.
Alle vier Klassen waren immer zusammen unterwegs.
Wohin habt Ihr überall Ausflüge gemacht?
Wir waren in der Arena in Pula, in einer richtig schönen Kirche in Rovinj & bei den Plitvicer Seen. Das war beeindruckend. So viele schöne Wasserfälle und unglaublich klares Wasser. Dann sind wir noch mit einem kleinen Zug durch einen Zoo gefahren und haben Elefanten, Giraffen und Zebras gesehen.
Wir sind viel mit der Fähre gefahren und haben so viel schöne Landschaften gesehen.
Du warst in Deutschland auch schon auf einigen Klassenreisen – was war anders?
In Deutschland waren wir immer nur an einem Ort – bei dieser Klassenreise haben wir viel mehr vom Land und der Umgebung gesehen. Außerdem haben wir in einem schönen Hotel geschlafen und nicht in einer Jugendherberge. In Deutschland waren die Brötchen beim Frühstück knackiger. 😊
Was hat Dir besonders gut gefallen?
Die täglichen Discoabende und das wir abends noch zu den anderen in die Zimmer durften. Wir haben jeden Abend getanzt und hatten eine Menge Spaß zusammen. Außerdem haben wir viel auf den Busfahrten gesungen & alle waren die ganze Zeit gut drauf. Auf der Rückfahrt haben wir an der Raststätte einen prominenten Schauspieler aus einer kroatischen Serie gesehen. Das war für alle ziemlich aufregend. Alle wollten gemeinsam mit ihm ein Foto machen.
Was hat dir so gar nicht gefallen?
Es gibt nichts, was mit nicht gefallen hat – es war richtig schön und am liebsten wäre ich noch dortgeblieben.
Ihr wollt noch mehr von uns erfahren? Dann folgt uns einfach! Über Euer Feedback würden wir uns sehr freuen.
Oha! Heute habe ich mir vorgenommen, Euch über das Thema „Schule“ zu berichten. Um ehrlich zu sein, nicht gerade mein Lieblingsthema. Die arme Schule kann gar nichts dafür. Weder die in Deutschland, noch die hier in Kroatien. Es sind eher die Diskussionen um Schule an sich, die mich immer schon angestrengt haben. Mal ehrlich: Wir alle, und auch ich, haben jahrelang die Diskussion befeuert, ob die Kinder zu viel oder zu wenig lernen, ob der Lehrer zu nett oder zu streng, die Lehrerin zu lax oder zu anspruchsvoll ist. Das alles stundenlang und rauf und runter.
Dann kam Corona. Monatelange Schulschließungen. Wir haben den Kindern ihr soziales Umfeld genommen, sie herzlos stundenlang auf Bildschirme starren lassen und unsere größte Sorge war, ob die Lernlücken wohl je wieder zu schließen seien. Das war schrecklich – und gut zugleich. Denn viele von uns sind durch diese Erfahrung aufgewacht. Viele von uns haben eines Tages erschrocken festgestellt: „Meinem Kind geht es nicht gut!“ Uns ist klar geworden, dass Schule Freunde heißt, Anerkennung und Wahrnehmung durch Lehrer*innen, soziales Lernen… Ergänzt doch einfach unten im Kommentar, was Schule für Eure Kinder noch heißt!
All das – und das solltest du dir als Auswanderer auch echt immer wieder bewusst machen – ist Schule für dein Kind, egal, ob es in Deutschland oder im Ausland zur Schule geht. Mir war das nicht immer so bewusst und davon erzähle ich Euch heute.
In einem meiner ersten Blog-Beiträge habe ich geschrieben „Die Schule war schnell gefunden“. Stimmt. Unsere Zwillinge kommen ja erst jetzt in die Schule, aber für Lena hatte ich ganz schnell einen Schulplatz auf einer großen, neuen, modernen Schule in Split klar gemacht. Eine sehr schöne Schule mit einem hellen, freundlichen Gebäude & sehr gut ausgestattet. Das klang perfekt. Zumindest solange ich in Deutschland war.
Nach unserem Umzug nach Kroatien beschlichen mich zunehmend Zweifel. Die Schule war 20 Minuten mit dem Auto entfernt. 2x am Tag würde ich sie dorthin fahren – und gleichzeitig erzählten mir die Nachbarn, dass die Kinder aus dem Dorf von kleinen Schulbussen vor der Haustür abgeholt und nach dem Unterricht nach Hause gebracht werden. Ich stellte mir verbeulte Busse mit lachenden Kindern aus allen Altersstufen vor, die quer durcheinander saßen. Für mich sah das sehr viel lustiger aus, als mit Mami jeden Tag zwanzig Minuten im Auto kutschiert zu werden. Die Schule in Split bot allerdings keinen Schulbus in unseren Stadtteil an.
Je näher Lenchens 1. Schultag rückte, desto mehr beschlichen mich Zweifel, ob es nicht doch besser sei, eine Schule vor Ort zu wählen, zumal unsere Kinder anfingen, jeden Abend mit den anderen Kindern aus unserem Dorf auf der Straße zu spielen. Zwei Tage vor Schulstart rief ich unsere Übersetzerin Marija an „Wir müssen die Schulen in der Umgebung abklappern! Sofort! Hast Du Zeit?“ verbreitete ich durchs Telefon eine gewisse Hektik. Marija behielt wie immer die Ruhe: „Klar! Ich hab mich eh schon gewundert, was Lena jeden Tag in Split soll!“. Eine Stunde später war sie bei uns, wir schnappten uns Lena und klapperten die drei Dorfschulen in der Umgebung ab. Es waren Ferien. In der ersten Schule – keiner da. In der zweiten Schule –keiner da. Blieb nur noch eine einzige Schule übrig. Ganz bei uns in der Nähe. Wir betraten einen etwas „in die Jahre gekommenen“ Schulbau. Ich hielt die Luft an. Eher nicht so das, was ich mir vorstellte. Eine Frau kam uns entgegen. Sie lächelte herzlich. Die Pädagogin, wie sich schnell herausstellte. Lenchen fühlte sich sofort wohl! Da die Grundschulen in Kroatien von der 1. bis zur 8. Klasse gehen, wird sie nun die nächsten vier Jahre hier verbringen. Und ich kann euch jetzt schon sagen: Sie fühlt sich in ihrer Klasse mit 18-20 Schülerinnen und Schüler unsagbar wohl! Die Schule findet im Wechsel statt: eine Woche hast du vormittags von 8-13h Schule, eine Woche von 14-19h. Zusätzliche Betreuung gibt es nicht.
Für mich hieß das: Ich musste wieder lernen an Mittagessen zu denken! Ich koche ja gerne, aber ich hatte vergessen, wie schön das ist, gemeinsam Mittag zu essen. Meistens gibt es nur schnelle Küche, gerne auch aus meinem Thermomix oder von Steffen Henssler. Aber gemeinsam den Tisch decken, gemeinsam zu albern oder zu diskutieren – ich empfinde das gemeinsame Mittagessen als echte Quality time.
Um ihr den Schulstart zu versüßen, bekam Lenchen einen neuen Schulranzen. Die Schulbücher werden von der Schule gestellt. Hefte besorgst du selbst. Da bekommst du eine Liste. Ich habe mich gewundert, was auf so einer Liste alles steht! Aquarellstifte, Ton, Wachsmalstifte in Pastellfarben. So viele schönste Bastelsachen! Das künstlerisch-handwerkliche ist in Kroatien offensichtlich noch viel mehr ganz selbstverständlich im Schulplan verankert als in Deutschland.
Klar verdrückte ich eine kleine Träne, als Lena am 1. Schultag in den Schulbus stieg. Sie sprach kein Wort Kroatisch! Würde sie klarkommen? Aus meiner Beobachtung wurde Lenchen unglaublich herzlich aufgenommen. Die meisten Kinder sprechen Englisch, manche wollen jetzt von ihr Deutsch lernen. Sie ist verabredet und zu Kindergeburtstagen eingeladen. Lenchen geht jedenfalls jeden Tag gerne zur Schule und neulich hat sie ihre Oma am Telefon mit dem Satz geschockt „Oma, ich hab ne Fünf geschrieben!“ Was Oma nicht wusste: In Kroatien ist eine 1 eine 6 und eine 5 die beste Note, die man erreichen kann.
Ihr wisst besser, ob ihr euer Kind eher in einer internationalen Schule oder in einer Dorfschule seht. Ich möchte euch einfach nur ermutigen, auch die Dorfschulen auszuprobieren. Die Sprachbarrieren überwinden die Kinder total schnell. Und die soziale Integration in einer Dorfschule klappt möglicherweise für dein Kind unkomplizierter als in einer internationalen Schule. Schaut auf euer Kind! Mehr sage ich dazu aber nicht. Es hat mich immer schon gestört, wenn wir Erwachsene über Schule reden, statt die Kinder zu Wort kommen zu lassen. Also, nächstes Mal wird Euch Lena über ihre Schule berichten!