Oha! Heute habe ich mir vorgenommen, Euch über das Thema „Schule“ zu berichten. Um ehrlich zu sein, nicht gerade mein Lieblingsthema. Die arme Schule kann gar nichts dafür. Weder die in Deutschland, noch die hier in Kroatien. Es sind eher die Diskussionen um Schule an sich, die mich immer schon angestrengt haben. Mal ehrlich: Wir alle, und auch ich, haben jahrelang die Diskussion befeuert, ob die Kinder zu viel oder zu wenig lernen, ob der Lehrer zu nett oder zu streng, die Lehrerin zu lax oder zu anspruchsvoll ist. Das alles stundenlang und rauf und runter.
Dann kam Corona. Monatelange Schulschließungen. Wir haben den Kindern ihr soziales Umfeld genommen, sie herzlos stundenlang auf Bildschirme starren lassen und unsere größte Sorge war, ob die Lernlücken wohl je wieder zu schließen seien. Das war schrecklich – und gut zugleich. Denn viele von uns sind durch diese Erfahrung aufgewacht. Viele von uns haben eines Tages erschrocken festgestellt: „Meinem Kind geht es nicht gut!“ Uns ist klar geworden, dass Schule Freunde heißt, Anerkennung und Wahrnehmung durch Lehrer*innen, soziales Lernen… Ergänzt doch einfach unten im Kommentar, was Schule für Eure Kinder noch heißt!
All das – und das solltest du dir als Auswanderer auch echt immer wieder bewusst machen – ist Schule für dein Kind, egal, ob es in Deutschland oder im Ausland zur Schule geht. Mir war das nicht immer so bewusst und davon erzähle ich Euch heute.
In einem meiner ersten Blog-Beiträge habe ich geschrieben „Die Schule war schnell gefunden“. Stimmt. Unsere Zwillinge kommen ja erst jetzt in die Schule, aber für Lena hatte ich ganz schnell einen Schulplatz auf einer großen, neuen, modernen Schule in Split klar gemacht. Eine sehr schöne Schule mit einem hellen, freundlichen Gebäude & sehr gut ausgestattet. Das klang perfekt. Zumindest solange ich in Deutschland war.
Nach unserem Umzug nach Kroatien beschlichen mich zunehmend Zweifel. Die Schule war 20 Minuten mit dem Auto entfernt. 2x am Tag würde ich sie dorthin fahren – und gleichzeitig erzählten mir die Nachbarn, dass die Kinder aus dem Dorf von kleinen Schulbussen vor der Haustür abgeholt und nach dem Unterricht nach Hause gebracht werden. Ich stellte mir verbeulte Busse mit lachenden Kindern aus allen Altersstufen vor, die quer durcheinander saßen. Für mich sah das sehr viel lustiger aus, als mit Mami jeden Tag zwanzig Minuten im Auto kutschiert zu werden. Die Schule in Split bot allerdings keinen Schulbus in unseren Stadtteil an.
Je näher Lenchens 1. Schultag rückte, desto mehr beschlichen mich Zweifel, ob es nicht doch besser sei, eine Schule vor Ort zu wählen, zumal unsere Kinder anfingen, jeden Abend mit den anderen Kindern aus unserem Dorf auf der Straße zu spielen. Zwei Tage vor Schulstart rief ich unsere Übersetzerin Marija an „Wir müssen die Schulen in der Umgebung abklappern! Sofort! Hast Du Zeit?“ verbreitete ich durchs Telefon eine gewisse Hektik. Marija behielt wie immer die Ruhe: „Klar! Ich hab mich eh schon gewundert, was Lena jeden Tag in Split soll!“. Eine Stunde später war sie bei uns, wir schnappten uns Lena und klapperten die drei Dorfschulen in der Umgebung ab. Es waren Ferien. In der ersten Schule – keiner da. In der zweiten Schule –keiner da. Blieb nur noch eine einzige Schule übrig. Ganz bei uns in der Nähe. Wir betraten einen etwas „in die Jahre gekommenen“ Schulbau. Ich hielt die Luft an. Eher nicht so das, was ich mir vorstellte. Eine Frau kam uns entgegen. Sie lächelte herzlich. Die Pädagogin, wie sich schnell herausstellte. Lenchen fühlte sich sofort wohl! Da die Grundschulen in Kroatien von der 1. bis zur 8. Klasse gehen, wird sie nun die nächsten vier Jahre hier verbringen. Und ich kann euch jetzt schon sagen: Sie fühlt sich in ihrer Klasse mit 18-20 Schülerinnen und Schüler unsagbar wohl! Die Schule findet im Wechsel statt: eine Woche hast du vormittags von 8-13h Schule, eine Woche von 14-19h. Zusätzliche Betreuung gibt es nicht.
Für mich hieß das: Ich musste wieder lernen an Mittagessen zu denken! Ich koche ja gerne, aber ich hatte vergessen, wie schön das ist, gemeinsam Mittag zu essen. Meistens gibt es nur schnelle Küche, gerne auch aus meinem Thermomix oder von Steffen Henssler. Aber gemeinsam den Tisch decken, gemeinsam zu albern oder zu diskutieren – ich empfinde das gemeinsame Mittagessen als echte Quality time.
Um ihr den Schulstart zu versüßen, bekam Lenchen einen neuen Schulranzen. Die Schulbücher werden von der Schule gestellt. Hefte besorgst du selbst. Da bekommst du eine Liste. Ich habe mich gewundert, was auf so einer Liste alles steht! Aquarellstifte, Ton, Wachsmalstifte in Pastellfarben. So viele schönste Bastelsachen! Das künstlerisch-handwerkliche ist in Kroatien offensichtlich noch viel mehr ganz selbstverständlich im Schulplan verankert als in Deutschland.
Klar verdrückte ich eine kleine Träne, als Lena am 1. Schultag in den Schulbus stieg. Sie sprach kein Wort Kroatisch! Würde sie klarkommen? Aus meiner Beobachtung wurde Lenchen unglaublich herzlich aufgenommen. Die meisten Kinder sprechen Englisch, manche wollen jetzt von ihr Deutsch lernen. Sie ist verabredet und zu Kindergeburtstagen eingeladen. Lenchen geht jedenfalls jeden Tag gerne zur Schule und neulich hat sie ihre Oma am Telefon mit dem Satz geschockt „Oma, ich hab ne Fünf geschrieben!“ Was Oma nicht wusste: In Kroatien ist eine 1 eine 6 und eine 5 die beste Note, die man erreichen kann.
Ihr wisst besser, ob ihr euer Kind eher in einer internationalen Schule oder in einer Dorfschule seht. Ich möchte euch einfach nur ermutigen, auch die Dorfschulen auszuprobieren. Die Sprachbarrieren überwinden die Kinder total schnell. Und die soziale Integration in einer Dorfschule klappt möglicherweise für dein Kind unkomplizierter als in einer internationalen Schule. Schaut auf euer Kind! Mehr sage ich dazu aber nicht. Es hat mich immer schon gestört, wenn wir Erwachsene über Schule reden, statt die Kinder zu Wort kommen zu lassen. Also, nächstes Mal wird Euch Lena über ihre Schule berichten!
Viele denken, das Mindset eines Auswanderers sei es, mit leichtem Gepäck durchs Leben zu gehen und das Glück woanders zu suchen als im Haben von Dingen. Ich weiß nicht, ob das so stimmt. Mein erster Plan war das jedenfalls nicht. Wir hatten unser Haus in Hamburg erst vor zwei Jahren bezogen, all unsere Möbel waren noch neu, hochwertig und mit Liebe ausgewählt. Warum sollten wir sie zurücklassen und in Kroatien nochmal von vorne anfangen? Mein erster Plan war ganz klar, das gesamte Hab und Gut aus unserem 250m² Haus mit nach Kroatien nehmen. Ich konnte mir nicht ansatzweise vorstellen, wo das Problem sein sollte. Ich bin echt schon häufig in meinem Leben umgezogen. Die Umzüge waren meistens innerhalb Hamburgs gewesen. Manchmal nur ein paar Straßen weiter. Und immer klebte am Umzugswagen der Schriftzug „Europaweit“.
Unter anderem war ich im Rahmen meiner früheren Umzüge war auch mal mit Hertling umgezogen. Ich erinnerte mich, dass der Umzug gut geklappt hatte. Also rief ich die als erstes an. „Kroatien? Machen wir nicht!“ wurde ich freundlich abgewiesen. Ich blieb entspannt. Es gab ja noch Zapf, Sellenthin & Fuhrmann Umzüge. Einen nach dem anderen rief ich an. Einer nach dem anderen lehnte einen Umzug nach Kroatien ab. Ich telefonierte tapfer auch noch die kleinen Umzugsunternehmen ab. Aber auch von denen kassierte ich eine Absage nach der nächsten. Ich habe nicht einmal im Nachhinein nicht herausfinden können, ob die Absagen an Corona oder an Kroatien konkret lagen. Aber ich erinnere mich an den Druck, der sich in mir aufbaute. In meinem letzten Beitrag habe ich noch leichtfüßig behauptet „Ein Umzugsunternehmen war schnell gefunden“. Beim Schreiben dieses Berichts ertappe ich mich selbst dabei, dass man im Rückblick die ein oder andere Schwierigkeit vergisst. Tatsächlich habe ich mich durch einen Dschungel von Transportunternehmen gekämpft, nachts in unzähligen Auswanderer-Gruppen nach Anregungen gesucht, wie andere es machen und mich schlecht gefühlt, keine Lösung zu finden.
Erneut war es Olli, der mir mit seiner ruhigen, klaren Art aus dem Tal half. „Was ist, wenn wir weniger mitnehmen?“ fragte er ganz trocken. Binnen eines Tages hatte er Beckmann Transporte gefunden, die uns versprachen, kurzfristige 30 Umzugskisten plus ein paar Kleinmöbel zu transportieren. Wenn ich schreibe „transportieren“, dann meine ich auch „transportieren“! Bis heute habe ich kein Umzugsunternehmen gefunden, das deine Gläser liebevoll in Kisten verpackt, deine Möbel ohne Kratzer auf den LKW verlädt und in deiner neuen Bleibe in Kroatien die Regale andübelt. Aber der reine Transport – das funktioniert. Grundsätzlich kann man Transporte mit Zipmend machen. Wir haben uns für Beckmann Transporte entschieden. Zum einen waren sie etwas günstiger, vor allem waren sie uns auf der persönlichen Ebene noch sympathischer. Die Entscheidung habe ich nicht einen Tag bereut. Die Absprachen und der Transport liefen super. Allerdings musst du das Auf- und Abladen selber organisieren. In Hamburg haben uns dabei Freunde geholfen, in Kroatien haben wir das alleine gemacht. Aber bevor wir irgendwas auf- und abladen konnten, mussten die Kisten natürlich erstmal gepackt werden.
Ob die Kinder etwas vermissen? Nein. Ich glaube kein Spielzeug. Einzig bei Mogli, unserem heißgeliebten, dicken Kater, wird uns hin und wieder das Herz schwer. Er ist ein betagter Kater und es war klar, dass er die Hitze Kroatiens nicht vertragen würde. Wir konnten ihn bei einem Freund lassen und hören regelmäßig, dass er auch ohne uns glücklich durch die Gärten der Nachbarschaft streift.
Wenn man die Kinder fragt, wer die meisten der 30 Kisten belegt hat, sind sie sich einig: Mami! Man merkt, auch in meiner Familie herrschen noch Rollenklischees. Tatsächlich habe ich für mich nur ein paar Klamotten und meinen VAHA Spiegel mitgenommen. Die meisten Kisten gingen für die Küchensachen drauf. Wir nahmen Teller, Gläser, den Thermomix mit, damit wir gleich von Anfang an startklar sein konnten. Und meine Kinder ordnen das Küchenzeugs ganz klar der Mami zu! Ich arbeite dran… Olli wollte, abgesehen von seinen Klamotten, nur seine heißgeliebten Hanteln und einige Bilder vom Hamburger Hafen mitnehmen. Aufgehängt haben wir sie noch nicht…
Als wir alle Kisten gepackt und verladen hatten, waren wir frohen Mutes, alles eine Woche später in Kroatien wieder abladen und in unserem neuen Haus einräumen zu können. Aber alles kam anders als gedacht. Was dann folgte, waren sechs Wochen ohne zu Hause. Nichts war wie vorhergesagt. Wir mussten übergangsweise eine Wohnung beziehen, in der sich keiner von uns wirklich wohlgefühlt hat. Die Umzugskartons blieben unausgepackt. Fussel bekam eine Wolldecke und ein T-Shirt von mir als Körbchen. Und ich versuchte, ohne Meldeadresse meine Kinder in der Schule anzumelden. Doch davon erzähle ich Euch nächstes Mal!
Als Olli und ich im Mai 2021 den Entschluss gefasst haben, nach Kroatien auszuwandern, war uns sofort klar: jetzt müssen wir schnell sein. Für die Zwillinge stand nach den Sommerferien der Wechsel in die Vorschule an und Lena sollte nach den Sommerferien in die 5. Klasse eingeschult werden. Wir wollten mit der Auswanderung keine zusätzliche Bruchstelle im Leben unserer Kinder herbeiführen, sondern den Schulwechsel der Kinder hierfür nutzen. In Kroatien startet das neue Schuljahr im September. Damit war klar: wir hatten nur vier Monate Zeit, unsere Idee in die Tat umzusetzen.
Stück für Stück haben Olli und ich die Checkliste abgearbeitet. Zu jedem Schritt in Deutschland gab es einen passenden Schritt in Kroatien: Die Abmeldung in Deutschland ging mit der Anmeldung in Kroatien einher. Die Kündigung der Krankenkasse in Deutschland ging mit dem Abschluss einer Krankenversicherung für uns in Kroatien einher. Der Hausverkauf in Deutschland ermöglichte den Hauskauf in Kroatien. Wenn einer von uns kalte Füße hatte, war es glücklicherweise häufig so, dass der andere in dem Moment gerade leichtfüßig unterwegs war. Ein Umzugsunternehmen war schnell gefunden und auch Schule und Kita waren als einer der wichtigsten Punkte relativ schnell geklärt. Zumindest bei uns.
Jeder hat ja eine andere Schwelle, an der er sich schwertut. Aus Gesprächen mit anderen Auswanderern weiß ich, dass es bei vielen die Schule ist. Bei mir war es der Moment, an dem ich die Verkaufsanzeige für unser Haus in Hamburg bei Immoscout hochgeladen habe. Wir konnten nicht erstmal auswandern und gucken, ob es klappt, um dann nach ein paar Monaten in unser altes Haus zurückzukehren. Es gab keinen doppelten Boden und kein Auswandern mit Klipp hinter’m Rücken. Wir brauchten das Geld aus dem Hausverkauf für unseren Start in Kroatien. Mit dem Hochladen der Anzeige wurde mir klar: Jetzt sind wir den entscheidenden Schritt zu weit gegangen. Jetzt gibt es keinen Weg mehr zurück. Mit wackligen Knien ging ich zu Olli. Er hielt mich gefühlt eine Ewigkeit einfach nur ganz fest im Arm.
Am Tag der Hausübergabe in Deutschland ging unser Flieger nach Kroatien. Alle Schritte waren gegangen. Wir hatten keine Angst mehr. Es gab kein Zurück.
Nun befällt sie mich wieder. Diese besondere Stimmung zwischen den Jahren. Die Zeit scheint still zu stehen und richtet den Blick auf das, was war und das, was kommt.
Ich sitze irgendwo in the middle of nowhere. In den Bergen in Kroatien. Olli musste kurzfristig für ein paar Tage nach Deutschland fliegen und so bin ich dem Rat einer Freundin gefolgt, habe meine Kinder, Raclette- und Fonduegeräte und Unmengen von Schneeanzüge, Mützen und Handschuhen in unser Auto gestopft und bin mit den Kindern in die Berge gefahren. Drei Stunden mit dem Auto von Split entfernt liegt Schnee. Mitten im Wald stehen drei einsame Holzhütten. Hier gibt es Braunbären und Wildschweine. Sonst nichts. In den anderen beiden Hütten wohnen kroatische Familien. Kroaten sind gastfreundlich und so wurden wir in den letzten Tagen mehrfach eingeladen, gemeinsam zu kochen, zu lachen, zu basteln und zu singen. Jetzt aber habe ich mich in unsere Hütte zurückgezogen. Das Feuer prasselt im Kamin. Von draußen höre ich Kinderlachen. Lena, Til und Fee fahren mit den anderen Kindern Schlitten.
Ich habe mir eine Flasche Rotwein geöffnet, die mir gute Freunde bei unserem Abschied aus Deutschland für einen ganz besonderen Moment mitgegeben haben. Der Wein hat eine wunderschöne Farbe. Tiefdunkles rot. Schmeckt nach Brombeere. Das Glas in der Hand, schaue ich ins Feuer. Unfassbar. Wir haben es echt getan. Wir sind nach Kroatien ausgewandert!
Vor einem Jahr haben wir noch völlig ahnungslos Weihnachten und Silvester in unserem Haus in Timmendorf gefeiert. Weihnachten 2020. Deutschland im Lockdown. Wir waren stolz darauf, für die Kinder trotz des Lockdowns Weihnachten wie immer hinzukriegen: mit Oma und Opa, ihrem traditionellen Weihnachtsbaum in gold und rot, erst Fondue und dann für die Erwachsenen De Kuyper zum Nachtisch. Wir haben uns über unser neues Baumhaus gefreut und nicht im Ansatz geahnt, das 2021 das wohl aufregendste Jahr in unserem Leben werden würde.
Die Schulen und Kindergärten sollten nach Weihnachten noch viele Wochen geschlossen bleiben. Ich gebe offen zu, dass Olli und ich mit dem Lockdown nicht gut zurechtkamen. Unsere Aufgabenverteilungen und Strukturen funktionierten von heut auf morgen nicht mehr. Die Nerven lagen blank. Wir hatten das Gefühl, zum Spielball der Pläne anderer geworden zu sein. Das Gefühl, nur noch reagieren zu können. Keine Ahnung, wie viel unsere Geschichte mit Corona zu tun hat. Ob wir auch ausgewandert wären, wenn es Corona nicht gegeben hätte? Ich weiß es nicht. Wir merkten einfach nur, dass sich alles nicht mehr richtig für uns anfühlte. Wir wurden - wie alle anderen auch – mit voller Wucht mit der Frage konfrontiert: Was brauche ich, was brauchen wir für ein glückliches, erfülltes Leben? Wir spürten, dass sich was ändern muss, auch wenn wir die Antworten nicht hatten, nicht wussten, was wir ändern müssen, damit sich für uns wirklich etwas ändert.
Ende März / Anfang April kamen die ersten Lockerungen. Immer öfter hörte man an der Schule und im Kindergarten die Frage: „Fahrt ihr weg in den Maiferien?“ „Bucht ihr was für den Sommer?“ Ich habe Tourismus studiert und spürte sofort diese alte Unruhe in mir, wenn das Fernweh kommt. Aber gleichzeitig war mir klar: eine Reise war keine Lösung. Die Pandemie würde uns noch eine lange Zeit begleiten. Darauf mussten wir eine Antwort finden. Eine lange Reise vielleicht?
Es war Olli, der den Gedanken an eine lange Reise zu Ende dachte und zum ersten Mal von Auswandern sprach. Obwohl für ihn die Auswirkungen des Auswanderns beruflich viel komplexer sind als bei mir, die ich rein digital arbeite, war er sofort von der Idee überzeugt. Aber wohin? Mallorca geht immer. Frankreich und Spanien geht für die, die schon seit 20 Jahren dort immer ihre Sommerferien verbringen. Das hatten wir nicht. Und die USA waren uns zu weit weg.
Ich hatte damals meine Diplomarbeit über Kroatien geschrieben. Ich mochte das Land, seine Geschichte und seine Menschen. Aber mein Wissen war alt. 20 Jahre. Trotzdem schlug ich eines Abends Olli Kroatien vor. Er hatte noch nie kroatischen Boden betreten, aber er meinte, einen Versuch sei es wert.
Und so flog ich im Mai 2021 nach Split. Alleine. Vier Tage. Olli blieb mit unseren Kindern in Hamburg. Es gibt immer einen, der die Entscheidung mehr trifft als der andere. Bei Olli sind das alle Dinge rund um den Job. Bei mir sind es alle Dinge rund um die Familie. Ich wollte das Land ganz alleine auf mich wirken lassen. Fühlen, ob wir uns als Familie hier wohlfühlen würden.
Das Land hatte mich vom ersten Moment an im Griff. Am zweiten Abend rief ich Olli, beflügelt vom Rotwein, von der Terrasse des Hotels an. „Olli, wir machen das!“. Ich war voller Euphorie. Eine Euphorie, die mich, kaum war ich wieder zurück in Deutschland, sofort einholte.
Es folgten drei Wochen mit dauerhaft starken Kopfschmerzen. „Keiner von uns kennt sich in Kroatien aus!“, hämmerte es in meinem Kopf. „Keiner kennt die Sprache, die Menschen. Der Rest der Familie war noch nicht mal in Kroatien!“ Mein Bauchgefühl wetterte die ganze Zeit dagegen: „Kroatien ist genau richtig für euch. Je schneller, je besser.“ Kopf und Bauch kämpften gegeneinander, während ich parallel alles über Kroatien und Auswandern nach Kroatien recherchierte. Hin und hergerissen war es schließlich Olli, der die alles entscheidende Frage stellte: „Franzi. Was wählst Du: Ängste oder Möglichkeiten?“ Ab dann war es klar. Wir fingen an mit den Kindern zu sprechen, mit Familie und Freunden. Im Juni nahmen wir den Flieger nach Kroatien und kauften ein Haus. Als wir zurück nach Deutschland flogen, war die Stimmung bei uns fünf ganz klar: „Wir fahren jetzt nach Hause und kommen in den Sommerferien zurück, um zu bleiben!“ Am 28. August 2021 ging unser one way Flug.
Vielleicht sitzt auch Ihr gerade bei einer guten Flasche Wein und spürt in Euch, dass es Zeit für Aufbruch ist. Ich nehme Euch in meinem Blog – immer samstags - mit auf unsere Reise. Die Höhen und Tiefen. Bürokratie und Schule, aber auch Freundschaft und Kochen. Ich will mein Wissen mit Euch teilen, damit Ihr für Euch herausfinden könnt, ob Auswandern auch Euer Weg ist. Und wer weiß: Vielleicht sitzt auch Ihr schon nächstes Jahr ganz woanders, schaut ins Feuer oder aufs Meer mit einem Glas in der Hand und denkt Euch: Unfassbar! Wir haben es echt getan! Wir sind ausgewandert!
Das ist die Hütte in den Bergen, in der ich gerade mit meinen Kindern bin, während ich diesen Beitrag schreibe
Dieses Buch habe ich mir zum Einstieg in das Thema „Auswandern“ gekauft. Es ist von einem Auswanderer für Auswanderer geschrieben und enthält viele praktische Tipps rund um das Thema auswandern.
Auch hilfreich fand ich diese erste Auswanderer Checkliste.
Gegen mentale Blockaden, auf die man beim Auswandern immer wieder bei sich selbst stößt, hat mir dieses Buch geholfen.
Diesen Rotwein hab ich an dem Abend getrunken, als ich Olli aus Kroatien von der Terrasse des Hotels angerufen habe und gesagt habe: „Wir machen’s!“. Bei uns heißt er seitdem der „Wir machen’s-Wein“.